Chemiker und Industrieller

Vorster & Grüneberg Chemische Fabriken in Kalk, Staßfurt und Leopoldshall (1858 - 1877)

 

Chemiker Hermann Grüneberg Kaufmann Julius Vorster

Der Chemiker Hermann Grüneberg und der Kaufmann Julius Vorster erkennen für die Zukunft einen wachsenden Bedarf an Sprengmaterial im gleichen Umfang, wie an der Ruhr und im Siegerland ein Schacht nach dem anderen für den Steinkohle- und Eisenerzabbau niedergebracht wird. Der beginnende Ausbau der Eisenbahn- und Straßennetze deutet ebenfalls auf gute Absatzmöglichkeiten für Salpeter hin.

Beiden Unternehmern scheint daher der Betrieb einer Kalisalpeterfabrik im Rheinland aussichtsreich zu sein.
Die in einer Zeitungsanzeige angebotene stillgelegte Eisengießerei von Biber & Berger in Kalk wird erworben.

In dem im Oktober 1858 geschlossenen Gesellschaftsvertrag (A06) heißt es:

„ § 1 Beide Comparenten etablieren zu Kalk bei Deutz eine chemische Fabrik unter der Firma
 „Vorster & Grüneberg“.
Zunächst und solange Contrahenten keinen anderen gemeinschaftlichen Entschluß fassen, wird Salpeter, Pottasche und damit in Verbindung stehende Produkte hergestellt.
Ferner darzustellende Fabrikate unterliegen gleichfalls den Bedingungen dieses Vertrages.“

Im Februar 1859 beginnt in Kalk die Produktion von Kalisalpeter nach dem Grüneberg´schen Verfahren.

Bei den rasch steigenden Preisen für russische Pottasche ist der Erfindergeist des Chemikers Grüneberg erneut gefordert.
Er findet in den kalireichen Rückständen der Rübenzuckerherstellung (Schlempekohle) einen Ersatz für die russische Pottasche.

An seinen Freund Michels, den er zur Unterstützung 1860 aus Stettin kommen lässt, um ihm später die Leitung verschiedener Werke anzuvertrauen, schreibt er :

„Es muß alles erst probirt werden. Wir bilden die Theorie nach der Erfahrung und unser Streben muß es sein, die Processe möglichst vielseitig und scharf zu beobachten, der Natur auf ihren geheimsten Schleichwegen nachzuforschen.“

Im Verlauf von fünf Jahren (1859 – 1864) wird die Produktion von Kalisalpeter in Kalk von 5.000 auf 48.000 Zentner gesteigert.

1865 wird erstmals Pottasche nach dem sonst nur zur Sodaerzeugung angewandten Le Blanc-Prozeß produziert. (A50 Seite 15)

Auf den Weltausstellungen in Paris und Philadelphia werden die Grüneberg´schen Produkte mit Goldmedaillen ausgezeichnet (C01).
Auf zahlreichen weiteren Ausstellungen - unter anderen in Wien, Harlem, Porto, Köln und Stettin erhält die Firma Silber- und Broncemedaillen, sowie in London eine „Honorable Mention“. (C01)

Die Weltausstellung in Philadelphia 1876 erteilt das Diplom: (A46)

“For having first manufactured Potash and Potash salts according to Leblanc´s proc-ess on a manufactoring scale , and for the purity of the products exhibited.”

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