Wegbereiter der mineralischen Düngung in der Landwirtschaft

Autographen zur Erforschung der mineralischen Düngung (1860 - 1875)

Während seiner Forschung zur mineralischen Düngung in der Landwirtschaft steht Dr. Hermann Grüneberg mit allen bedeutenden Chemikern seiner Zeit in regem Briefkontakt.

Justus von Liebig, Begründer der Agrikulturchemie, schreibt ihm am 19.6.1865

„...es ist erfreulich, zu sehen, daß nach und nach doch die Wichtigkeit der Kalis,
auf welche ich seit Jahren die Auf-
merksamkeit zu lenken suchte, für
die Erhaltung der Fruchtbarkeit der
Felder die gebührende Würdigung findet.“

 

 

 

 

Oberberghauptmann Krug von Nidda lobt am 16. März 1867 (D14)

„... Sie haben sich durch die Darstellung der künst-
lichen Düngemittel, durch die Belehrung der Landwirte
über die Anwendung derselben und durch die viel-
fältigen Versuche, welche Sie verursacht haben , ein
großes Verdienst erworben.“

Robert Bunsen bietet seine Unterstützung an, um mittels Spektralanalyse Natronsalpeterrückstände auf Rubidium oder Caesium oder gar ein neues Metall zu untersuchen. (D03)

Rudolf Christian Boettger erbittet ein Pröbchen der Asche von Runkelrübenblättern, ebenfalls, um auf Elemente „wenn auch nur bei spurenweisem Vorkommen Jagd zu machen“. (D04)

George Ville erklärt in einem Schreiben aus Paris seine Bereitschaft, zu bestätigen, in welcher Form er Grüneberg für die Veröffentlichung seiner Versuche beraten hat. (D05)

August Kekulé von Stradonitz entbietet sich, persönlich eine Reklamation zu bearbeiten, und beruhigt Grüneberg mit der Feststellung, daß analytische Bestimmungen belgischer Kollegen nicht das geringste Zutrauen verdienen. (D06)

A.W. von Hofmann, der Gründer der Deutschen Chemischen Gesellschaft, bittet Grüneberg, der dem Vorstand der Gesellschaft angehört, um einen Artikel über die Staßfurter Kaliindustrie für den Ausstellungsbericht der Wiener Weltausstellung. (D18)

Professor Eilhard Mitscherlich, Grünebergs ehemaliger Lehrer an der Berliner Universität, erbittet Abbildungen der nach Grünebergs Angaben konstruierten Aufbereitungsanlagen für seine Vorlesungen und seine Modellsammlung. (D02)

Dr. C. Karmrod unterstützt Grüneberg bei der Herausgabe seiner Düngertabellen, die durch weite Verbreitung eine gewisse Berühmtheit erlangen.
Dabei legt ihr Herausgeber allergrößten Wert auf peinliche Genauigkeit aller Angaben und absolute Reinheit der aus seinen Fabriken gelieferten Ware. (D11)

Unterstützung erhält Grüneberg auch durch das Laboratorium des Geh. Hofrat Dr. R. Fresenius, des Begründers der analythischen Chemie. (D16)

Friedrich Mohr, der Erfinder der „Mohr´schen Waage“ zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes von Flüßigkeiten, bedankt sich für eine ihm Weihnachten zugegangene Präsentsendung mit den Worten:
„Die mündliche Analyse der Flüssigkeiten wird keine Schwierigkeiten haben, mich dagegen noch oft an die freundlichen Auftraggeber erinnern“. (D17)

Briefe zur Geschichte der Kaliindustrie und der Frage der Priorität

Die deutsche Kaliindustrie nimmt ihren Anfang 1861 in Staßfurt als ein in Ursprung, Entwicklung und Bedeutung höchst eigenartiger chemischer Industriezweig. (A43)

In der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure Jahrgang 1868 Band 12 ist eine Polemik über die Priorität der chemischen Verarbeitung der Kalisalze zwischen dem Teilhaber der Firma Vorster & Grüneberg, Kommerzienrat Dr. Hermann Julius Grüneberg einerseits und dem renommierten Chemiker Professor Dr. A. Frank andererseits erwähnt.

Friedrich Michels, zu dieser Zeit Direktor von Vorster & Grüneberg in Staßfurt, veröffentlicht in Band 13 der gleichen Zeitschrift eine Darstellung, wonach dem Chef der preußischen Bergverwaltung Krug von Nidda der Anstoß zur Erschließung der Staßfurter Abraumsalze zu verdanken ist. (D25)

In seinem Artikel bezweifelt Michels die Prioritätsansprüche Franks. Dieser habe nachweislich bei der Bayenthaler Kesselschmiede ohne Vorlage eigener Zeichnungen Geräte bestellt lediglich mit der näheren Erklärung „..wie kürzlich an Vorster & Grüneberg geliefert.“

A.W. von Hofmann bittet in seinem Brief vom 12.1.1875 (D18) Grüneberg um einen Ausstellungsbericht zur Wiener Weltausstellung über die Staßfurter Kaliindustrie, da Frank ihm mitgeteilt habe, die Frage der Fabrikation der Pottasche aus Chlorkalium nicht eingehend studiert zu haben.

Im Jahr 1907 kommt es zu einem Briefwechsel zwischen Professor Dr. Carl Duisberg, Generaldirektor der Farbwerke Bayer (D19) und dem Direktor der Salzbergwerke Neu– Staßfurt Professor Dr. H. Precht. (D20)

In der Frage einer Verleihung der Liebig-Gedenkmünze des Vereins Deutscher Chemiker äußert Dr. Precht:

„Man hätte sie in erster Linie Herrn Kommerzienrat Dr. Grüneberg geben müssen, welcher die allgemein zur Anwendung gekommene Fabrikationsmethode für Chlorkalium zuerst ausgearbeitet und praktisch ausgeführt hat und außerdem auch die schwierige Arbeit der Pottasche-Darstellung nach dem Leblanc-Prozess in der Fabrik in Kalk eingerichtet hat.“

Spätere Diskussionen kommen zu dem Ergebnis, daß Vorster & Grünberg sich mit dem Verfahren Grünebergs als einzige unter zahlreichen Firmen dauerhaft und erfolgreich in den folgenden Jahren durchsetzen konnte.

Im April 1911 veröffentlicht Dr. P. Krische in der Zeitschrift DIE CHEMISCHE INDUSTRIE XXXIV. Jahrgang Nr. 7 (679) ein

„Erinnerungsblatt an die Anfänge der chemischen Kalisalzverwertung“
Fünfzig Jahre Deutscher Kaliindustrie,

in dem das Thema ausführlich behandelt und klargestellt wird. (A43)

Abschließend kann die Bemerkung zitiert werden, die Fritz Vorster jr. auf Seite (8/9) der Festschrift „100 Jahre Chemische Fabrik Kalk 1858-1958“ äußert (A50) :

„Die Neigung des Chemikers Grüneberg war das Forschen und Wissen um seiner selbst willen und nicht des wirtschaftlichen Erfolges wegen“.

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